Matthias Vonnemann ist Mediziner mit Leib und Seele
Er ist Arzt aus Berufung und Samariter aus Überzeugung. Seit über 30 Jahren engagiert sich Matthias Vonnemann mit viel Herzblut beim ASB. Im Oktober 2022 wurde der 53-jährige Notfallmediziner und Anästhesist zum neuen Bundesarzt gewählt.
Sein beruflicher Werdegang zeichnete sich schon in der Jugend ab: Bereits mit 16 stand Matthias Vonnemann mit der Sanitätstasche auf dem Sportplatz, wurde bald darauf Ausbilder für Erste Hilfe, finanzierte sein Studium als Einsatzkraft im Rettungsdienst des ASB Barsinghausen und engagierte sich später in ehrenamtlichen Leitungsfunktionen: im Vorstand des ASB Hannover sowie im ASB-Landesvorstand Niedersachsen.
Am 22. Oktober 2022 wurde der gebürtige Essener während der 21. ASB-Bundeskonferenz in Erfurt in den Bundesvorstand gewählt und trat im Februar 2023 die Nachfolge seines unerwartet verstorbenen Vorgängers Dr. Georg Scholz an. Als Bundesarzt vertritt Matthias Vonnemann den ASB rund um gesundheitliche und notfallmedizinische Themen auf Bundesebene, begleitet politische Diskurse im Bereich Bevölkerungsschutz und berät Gremien zu Grundsatzfragen im Rettungsdienst. In einem Kurzinterview erfuhren wir:
Herr Vonnemann, woher kommt Ihr langjähriges Interesse an der Medizin?
Mein Herz für die Medizin habe ich schon früh entdeckt – durch meinen Onkel, der Neurologe in einer hessischen Kleinstadt war und bei dem ich regelmäßig meine Ferien verbracht habe. Seitdem ich zehn war, wusste ich, was ich beruflich werden wollte.
Und wer oder was hat Sie zum ASB geführt?
Seit 1984 Dirk Heidenblut* an meinem damaligen Wohnort Essen einen Erste-Hilfe-Kurs in meiner Schule gegeben hat, bin ich mit dem Arbeiter-Samariter-Bund dauerhaft verbunden. Oft haben Menschen, die ich beim ASB kennengelernt habe, oder der Verband selbst für meine Entwicklung wichtige Weichen gestellt. Für Sie sind 14-stündige Arbeitstage keine Seltenheit. Was treibt Sie an, sich neben einem herausfordernden Beruf ehrenamtlich zu engagieren? Ich möchte dem ASB etwas von dem zurückgeben, was ich an Unterstützung erhalten habe. Als Bundesarzt möchte ich Verantwortung übernehmen und für den Verband Stellung beziehen.
Welche Schwerpunktthemen im Bereich Notfallmedizin liegen Ihnen besonders am Herzen?
Ich komme aus der Praxis, habe die Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert und wurde danach Rettungsassistent. Ich habe in Essen den Stadtrettungsdienst und im Landkreis Hannover die Landrettung kennengelernt und bin daher ein klarer Verfechter für deutlich mehr Kompetenzen für Notfallsanitäter:innen. Für mich bedeutet das: Notfallsanitäter:innen brauchen größtmögliche Eigenständigkeit im Handeln und eine Überführung der Notkompetenzen in Regelkompetenzen. Unsere Leute werden gut ausgebildet und sollten dieses Wissen in der Praxis auch jederzeit eigenständig anwenden können.
Seit Jahren wirken vielfältige gesellschaftliche Veränderungen auf den Rettungsdienst ein, die zu einer zunehmenden Ineffektivität führen. Was muss sich in Zeiten von Überlastung und Personalnotstand im Rettungsdienst ändern?
Vieles muss sich ändern, damit der Rettungsdienst nicht weiterhin die einzige bundesweit bekannte und 24/7 zuverlässig erreichbare Hilfe in Notfällen ist. Der Rettungswagen ist keine allgemeinmedizinische Praxis. Auch andere Mitwirkende unseres hoch qualifizierten Gesundheitssystems müssen in die Bewältigung von Hilfeersuchen verbindlich eingebunden werden, sodass sich der Rettungsdienst wieder auf seine eigentlichen Aufgaben der Notfallrettung und des qualifizierten Krankentransports konzentrieren kann. Wir müssen dem Fachkräftemangel begegnen.
Kenntnisse zur eigenen Notfall- und Krisenvorsorge sind heute wichtiger denn je. Haben Sie einen praktischen Tipp für unsere Mitglieder?
Frischen Sie doch mal Ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse auf! Besuchen Sie regelmäßig einen Kurs beim ASB, der sicherlich auch in Ihrer Nähe angeboten wird. Gelerntes Wissen zu wiederholen, macht Sie sicherer im Umgang mit Notfällen. Unsere Kurse zur Ersten Hilfe mit Selbstschutzinhalten (EHSH) helfen Ihnen außerdem unaufdringlich, Ihren eigenen Plan zur Vorbereitung auf spezielle Krisensituationen umzusetzen, und bieten eine sehr gute Hilfestellung. Damit treffen Sie eine wichtige Vorsorge für sich und alle, die Ihnen nahestehen.
Text: Alexandra Valentino
(erschienen im ASB Magazin Juni 2023)
* Dirk Heidenblut ist seit 1987 Geschäftsführer des ASB-Regionalverbandes Ruhr, ehrenamtlich im Katastrophenschutz tätig und Politiker. Seit 2013 ist er Abgeordneter im Deutschen Bundestag.