Schlafsäcke für Obdachlose auch in Corona-Zeiten
Auch in diesem Jahr setzte der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) seine bundesweite Kältehilfe-Aktion fort. Samariterinnen und Samariter versorgten Ende November obdachlose Menschen in mehr als 20 Städten mit Schlafsäcken, warmen Socken und Hygieneartikeln. Auch unsere niedersächsischen Verbände Nienburg, Northeim/Osterode, Braunschweiger Land und Hannover-Land/Schaumburg waren in diesem Jahr dabei.
Menschen ohne festen Wohnsitz stehen in diesem Winter bei ihrer Suche nach einem Übernachtungsplatz vor einer besonderen Herausforderung: Ein Teil der Obdachlosen-Einrichtungen bleibt aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Andere haben zwar geöffnet, können jedoch nicht so viele Plätze wie in den letzten Jahre anbieten. Daher brauchen obdachlose Menschen in Deutschland dringend Unterstützung.
„Die kalte Jahreszeit ist für diese Menschen eine unheimliche Belastung. Sie haben keinen Rückzugsort und keine warme Kleidung, um sich zu schützen, und sind somit der eisigen Kälte hilflos ausgesetzt. Besonders in Nächten mit hohen Minusgraden kann es für die Betroffenen sehr gefährlich werden, wenn sie keinen Schlafplatz in einer Notunterkunft bekommen“, erklärt Uwe Martin Fichtmüller, Hauptgeschäftsführer des ASB Deutschland e.V..
„Umso mehr freuen wir uns, dass wir die ASB-Kältehilfe in diesem Jahr nicht absagen mussten, sondern sie kurzerhand anders organisieren konnten“, erzählt Uwe Martin Fichtmüller.
Jeder kann obdachlosen Menschen im Not helfen: Schaut hin!
Mit der Kältehilfe-Aktion will der ASB auch sensibilisieren:
Wenn Sie einen obdachlosen Menschen sehen, der offensichtlich Hilfe benötigt, dann sprechen Sie ihn an! Fragen Sie, ob Sie helfen können. Ist die Person nicht ansprechbar, verwirrt, bewusstlos oder kann sich aus anderen Gründen nicht selbst helfen, dann rufen Sie Hilfe und wählen den Notruf 112.
ASB-Kreisverband Nienburg
In Nienburg wurden 2 Paletten Hilfesets übergeben. „50 Sets mit Schlafsäcken, Erste-Hilfe- und Hygienepacks, die wir heute an das Team Ambulante Hilfe für Menschen in Wohnungsnotlagen übergeben konnten“, freute sich ASB-Pressesprecherin Anke Diekmann.
Bei der Menge haben sich die Samariter am Bedarf orientiert. Stephan Krautzberger arbeitet seit Januar 2020 hauptamtlich bei der Ambulanten Hilfe für Menschen in Wohnungsnotlagen und hat regelmäßigen und vertrauten Kontakt zu den Menschen auf der Straße. Er sagt: „Die Zahl von Menschen ohne festen Wohnsitz, die wir begleiten und unterstützen, hat deutlich zugenommen.“ Einen Zusammenhang mit Corona sieht er dabei nicht. Das sei eher eine allgemeine Entwicklung, vermutet er. Es fehle an kleinen, bezahlbaren Wohneinheiten.
Die Auswirkungen der Pandemie werden hier anders spürbar: Durch die geltenden Abstandsregelungen müssen bestimmte Angebote wie z. B. das offene Frühstücksangebot oder das gemeinsame Kochen und Essen zur Mittagszeit in den Räumlichkeiten an der Bahnhofstraße ausfallen. Außerdem können die Mitarbeiter dem Bedarf der Wohnungslosen beispielsweise nach Beratung oder auch einer warmen Dusche manchmal nur sehr schwierig nachkommen. „Es braucht sehr viel Organisationstalent“, meint Krautzberger.
Gemeinsam mit dem ganzen Team ist er sehr glücklich und dankbar für die Unterstützung durch den ASB. „Die Vorräte vom letzten Jahr sind aufgebraucht“, erzählt Stephan Krautzberger. Die neuen Kältehilfe-Sets kämen genau zur richtigen Zeit.
Dazu erklärt ASB-Geschäftsführer Jens Sewohl: „Natürlich geht COVID auch an uns nicht spurlos vorbei, aber die Kältehilfe ist uns sehr wichtig.“ Vor allem, weil die Samariter damit Menschen direkt vor Ort helfen können und weil sie wissen, dass die Hilfe genau da ankommt, wo sie dringend gebraucht wird. „Dafür sind wir gern bereit, an anderer Stelle den Gürtel etwas enger zu schnallen“, so Sewohl.
ASB-Kreisverband Northeim/Osterode
In Osterode, Northeim und Einbeck versorgte der ASB-Kreisverband Northeim/Osterode Obdachlose und bedürftige Personen mit Hilfsgütern über die zentralen Anlaufstellen, wie die Ambulante Hilfe Osterode , den Tagestreff Oase und die Ambulante Hilfe Northeim sowie über den Tagestreff „Billabong“ der AWO in Einbeck.
„In Nächten mit hohen Minusgraden kann es für die Betroffenen sehr gefährlich werden, wenn sie keinen Schlafplatz in einer Notunterkunft bekommen“, begründet Sandra Ohmes, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit vom ASB-Kreisverband Northeim/Osterode, die Initiative. „Aber auch Menschen mit einer festen Unterkunft fehlt es an wärmenden Decken oder Hygieneutensilien. Uns ist es wichtig, dass die Hilfe da ankommt, wo sie gebraucht wird.“
ASB-Regionalverband Braunschweiger Land
In Braunschweig kümmert sich der Geschäftsführer des Regionalverbandes, Joachim Uebermuth, traditionell seit einigen Jahren selbst um die Übergabe der Hilfsgüter. Zusammen mit seinem Kollegen Christian Behrens machte er sich auf den Weg zu Herrn Förstermann-Gössel (Leitung) und Herrn Bojes (hauptamtlicher Mitarbeiter) von der Bahnhofsmission und anschließend zu Frau Weihe (Sozialarbeiterin) und Frau Burbach (Hauswirtschafterin) vom Tagestreff IGLU, wo sie jeweils herzlich empfangen wurden. „Besonders in Nächten mit hohen Minusgraden möchten wir die Betroffenen vor schweren gesundheitlichen Schäden bewahren. Nicht für jeden ist es selbstverständlich, ein warmes zu Hause und einen vollen Kühlschrank zu haben“, begründet Joachim Uebermuth die Initiative.
ASB-Kreisverband Hannover-Land/Schaumburg
Auch Hannover-Land übergibt in diesem Jahr wieder Kältehilfe-Sets, allerdings zu einem späteren Zeitpunkt.
Der ASB-Landesverband Niedersachsen e.V. freut sich über die Teilnahme der Verbände an der Kältehilfe-Aktion 2020.
Vielen Dank an alle Helfer für euren Einsatz! Ohne euch wäre all das nicht möglich.