ASB-Großübung in der Region Hannover
Barsinghausen/Gehrden. 80 Menschen schreien, jammern, husten oder halten grässliche Wunden. Doch sie haben keine echten Verletzungen - dafür aber umso mehr schauspielerisches Talent. Sie sind Darsteller einer Übung. Randale, Bengalfeuer und Panik im Barsinghäuser Fußballstadion, gleichzeitig ein Brand in einem Gehrdener Seniorenheim, dazu (echte) Journalisten mit Foto- und Fernsehkameras: Mit diesen Herausforderungen kämpften am Sonnabend, 23.09.2017 rund 150 ASB-Einsatzkräfte aus ganz Niedersachsen und der beiden örtlichen freiwilligen Feuerwehren.
Wenige Minuten nach der Alarmierung kurz nach 10 Uhr trafen die Kräfte bei den Szenarien ein, evakuierten, versorgten, betreuten und verpflegten unter Hochdruck. Eben fast wie im Ernstfall, wenn Ehrenamtliche bei Großschadensereignissen den Regelrettungsdienst unterstützen. In Windeseile arbeiteten sie alle Aufgaben ab. "Die Einsatzkräfte sind heute außergewöhnlich schnell", lobte Übungsabschnittsleiterin Julia Mehlau. Die Zusammenarbeit klappte offenbar wie am Schnürchen.
Bilder von der Übung kommen 2018 ins Kino
Für realistische Bedingungen sorgten auch die Zeitungs- und Fernsehjournalisten. So drehten Jörg Haaßengier und Kameramann Philipp Künzli für eine 90-minütige Dokumentation über Katastrophenschutz, die nächstes Jahr auf Filmfestivals laufen, in die Programmkinos kommen und danach u.a. im ZDF und auf 3SAT gezeigt werden soll. Haaßengier zeigte sich beeindruckt: "Wir haben super Material gesammelt, die Darsteller und Einsatzkräfte bei dieser Übung haben außergewöhnlich authentisch gespielt und gearbeitet!"
Parallel wurde die Koordination in Verbindung mit vier Einsatzleitwagen sowie einem Lage- und Führungszentrum geübt, das im Barsinghäuser Bahnhof eingerichtet wurde. Auch die Region Hannover wollte gleichzeitig neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zeigen, wie ein Lagezentrum im Regionsgebäude errichtet und betrieben wird, und fragte immer wieder von dort beim ASB die Lage ab.
Planungs-Details waren "vertraulich"
Die Details wie die genauen Einsatzorte kannten vorher nur wenige. Denn die beiden Feuerwehr-Leitungen wollten nicht nur den ASB unterstützen, sondern auch ihre Kameraden mit einer sogenannten Alarmübung "überraschen". So war zwar bekannt, dass der ASB Darsteller sucht und es um eine Panik im Stadion sowie eine Evakuierung geht, aber wo genau, das blieb vage. Dasselbe in der AWO-Seniorenresidenz in Gehrden: Als hier der Feueralarm losging und es hieß, eine verbotenerweise brennende Kerze auf einem Geburtstagskuchen einer Bewohnerin habe einen Brand verursacht, hielten die Mitarbeiter es zunächst für einen Ernstfall. Das hatten die Übungsleitungen sich natürlich so gewünscht. Nur die Einrichtungsleiterin und der Haustechniker wussten Bescheid. Dieser produzierte mit dem stellvertretenden Stadtbrandmeister im Verborgenen täuschend echt wirkenden Qualm. "Echte" Senioren wurden nicht evakuiert, sondern die rund 20 Darsteller. Während die Fußballfans in Barsinghausen in Panik geraten mussten, waren in Gehrden andere darstellerische Qualitäten gefragt, zum Beispiel Demenzkranke zu spielen.
Auch ein Ausfall des Digitalfunks wurde geübt. Funker des Deutschen Amateur-Radio-Clubs sprangen ein und hielten den Funkverkehr aufrecht. Eine nagelneue Drohne des ASB Hildesheim/Hameln-Pyrmont überwachte zudem das Übungsgeschehen von oben. Diese verfügt u.a. über eine Wärmebild- und eine Restlichtkamera. So kann der Drohnenpilot an seinem Bedienpult zum Beispiel erkennen, ob unter Schock stehende oder desorientierte Menschen sich in die Umgebung verirrt haben.
Unter den externen Gästen waren der Barsinghäuser Bürgermeister Marc Lahmann, EPHK Axel Feldmann von der Polizeiinspektion Garbsen sowie POK Michael Waßmann und Team vom Polizeikommissariat Barsinghausen. Übungsleiter Dirk Meinberg und sein Team vom ASB Hannover-Land/Schaumburg erläuterten ihnen die Hintergründe. Der niedersächsische ASB-Landesfachdienstleiter Katastrophenschutz Harald Kreft, der Landesvorsitzende Manfred Püster sowie das Barsinghäuser Organisations-Team um Dirk Meinberg, Julia Mehlau und Carsten Heine bedankten sich beim anschließenden Grillen bei allen Mitwirkenden sowie den Übungs(abschnitts)leitern des ASB Hannover-Land/Schaumburg. Nun wird die Übung systematisch ausgewertet, damit erkannt wird, ob manche Abläufe womöglich noch optimiert werden können. Denn bei Übungen ist es geradezu erwünscht, dass nicht alles perfekt läuft, um Verbesserungspotential zu erkennen und für den Ernstfall bestens gerüstet zu sein.